Was hat unsere Beziehung mit der Erziehung zu tun?

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Eigentlich wollen wir ja alle, dass es uns gut geht. Sowohl psychisch und physisch.

Nun ist es heute leider so, dass wir selbst so vieles dagegen tun ...

Wir befassen uns mit negativen Schlagzeilen, wir sind traurig, wir ärgern uns grün und blau. Wir halten Dinge aus, die unter keine Kuhhaut gehen. Schmerzen, Worte, Taten. Stress, Sorgen, Ängste. Und wir funktionieren einfach weiter, immer weiter, und hoffen vielleicht auf ein Wunder von wo auch immer. Auf eine Verbesserung unserer Situation, auf den neuen Job, auf die Kinder, die bestimmt bald vernünftiger, ruhiger, schlauer, grösser und selbstständiger werden. Oh je!

Vielleicht ein bisschen sehr schwarz gemalt und übertrieben, ich weiss. Doch vielleicht ist ja auch ein Körnchen Wahrheit dabei? Wir könnten so vieles beeinflussen, wenn wir es nur täten. Und dazu brauchen wir eigentlich nichts, ausser uns selber. Wäre doch einfach ... Uns selbst haben wir ja immer mit dabei, wo immer wir auch sind, oder nicht? Also, packen wir es an und kümmern uns darum. Was ist zu tun, um das eigene Leben anzunehmen und zu geniessen? Wie schaffen wir es, dass dies auch unsere Kinder und Partner tun? Unter uns: Gute Laune und Fröhlichkeit ist ansteckend ... miese Laune jedoch auch. Also, beginnen wir doch am einfachsten bei uns selbst und setzen uns zum Ziel, mehr Spass zu haben und die Verantwortung für die eigene Stimmung zu übernehmen. Dann ist schon mal sehr viel getan, ausser dass wir äusserlich sichtbar etwas getan hätten. Oder vielleicht doch? Plötzlich fangen die Augen an, wieder zu glänzen! Die Mundwinkel ziehen sich nach oben, die Schultern nach unten? Vielleicht legen wir mal wieder die Lieblingsmusik auf und tanzen dazu?

Heute morgen habe ich lauthals „DA SIND BIBI – UND TINA ... AUF AMADEUS UND SABRINA...!“ gesungen und meine Tochter hat sich gekugelt vor Lachen. Ja! Das war eine ziemlich peinliche Nummer, die ich da abzog. Doch Warum sollte nur sie dieses Lied singen? Ich kann’s nicht mehr hören! Versteht mich hier irgendjemand???

Man sollte es einfach tun. Sich ein bisschen zum Clown machen, die Kinder zum Lachen bringen. Ist doch alles viel zu Ernst auf dieser Erde, du meine Güte!

Unser Zusammensein sollte funktionieren, das ist klar. Aber eben auch Spass machen. Dann funktioniert es einfach auch besser und umgekehrt. Habt ihr euch schon mal darauf geachtet? Wenn wir immer nur rumbefehlen und unseren Kindern Kommandos verteilen „Verräume jetzt endlich mal diese Unterhose!“ „Kannst du nicht die Store hochdrehen? Machs jetzt!“ „Frühstück abräumen, nicht vergessen!“ Oder dann aber Fragen stellen: „Wie war es in der Schule?“ „Lief es gut beim Test?“ „Hast du deine Sportsachen gepackt?“ „Sind die Zähne geputzt?“ dann funktioniert es zwar (vielleicht!?!). Aber Spass – macht das definitiv nicht! Da kommen sich die Kinder vor wie kleine Soldaten, die auf den nächsten Befehl von oben warten. Die können dann gar nicht mehr selber denken und handeln, wenn wir ihnen Jahrelang immer sagen, was zu tun ist, was wir erwarten, was richtig und falsch, schön und gut ist. Die haben dann auch gar keine eigene Meinung mehr. Wollen wir das?

Ich will das bestimmt nicht! Definitiv nicht. Dies ist der alte Gehorsam, wo noch so viele Familien tief drin stecken bleiben. Hey Leute, das müsst ihr nicht mehr! Auch wenn eure eigenen Eltern, Schwiegereltern, Lehrpersonen, Nachbarn etc. so ticken. Hört auf damit, wenn ihr das nicht mehr wollt. Es ist ein Entschluss. Und es wird so viel einfacher, glaubt es mir. Jede Familie, die damit begonnen hat, sich um die Beziehungskompetenz statt um den Gehorsam in der Erziehung zu kümmern, wirkt entspannter und ist es auch. Und fröhlicher, viel viel fröhlicher. Man kann es kaum glauben, wenn man das Gefühl hat, nichts mehr zum Lachen zu haben. Ich spreche aus eigener Erfahrung – man schafft so viel mehr als man denkt.

Doch wie sollte das helfen, wenn die Kinder in der Schule schlechte Noten schreiben? Wenn sie nicht tun, was ich gerne hätte? Wenn mein Job nicht mehr das Gelbe vom Ei ist? Wenn ich ein technisches Embryo bleibe und der Fortschritt an mir vorbei saust? Es hilft, wenn ich jetzt den Entschluss fasse und damit beginne, mich um die Beziehung zu kümmern. Um das, was zwischen uns läuft.

Dazu gehört, dass wir in unserer Familie alle gleichwürdig sein dürfen. Das heisst, dass wir alle unsere Wünsche und Bedürfnisse haben und die auch äussern dürfen. Da wird kein Kind belächelt, weil es noch zu klein für eine bestimmte Meinung sein soll, da wird niemandem was ausgeredet, wenn er ein bestimmtes Gefühl hat. Wir nehmen den andern so, wie er ist. Solange man es mit ihm aushält, versteht sich. Ansonsten gibt es ja für alle die Möglichkeit, seine eigene Meinung und Empfindung zu äussern. Wir verschaffen uns immer mal wieder Gehör, doch ohne dabei die andern vor den Kopf zu stossen. Gelingt natürlich nicht immer, doch wir sind lernfähige Menschen! Zusammen lernen wir so vieles. Manches macht uns keinen Spass, da müssen auch wir durch. So ist das Leben!

Bei mir tönt es schon mal so: „Hey, jetzt ist aber genug! Ich mag das bald nicht mehr hören! Immer sagst du dasselbe. Kannst du was gegegen tun, hältst du es weiter aus oder kann ich dir irgendwie dabei helfen, es zu ändern?“ Und so kommen wir alle zusammen weiter. Hoffe ich zumindest ... Wir sind nicht perfekt und haben eine Unmenge an Fehlern. Mit denen leben wir. Die integrieren wir, so gut es geht. Wir machen die aber wirklich nicht zum Hauptprojekt. Dazu ist unsere Zeit, die wir hier haben, mit Sicherheit zu kurz. Wir kennen hilfreiche Werte und Werkzeuge, die uns helfen, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln und zusammen glücklich zu sein. Denn ohne Beziehung geht fast gar nichts! Schon gar keine Arbeit im Team. Und mit Sicherheit kein Lernen. Damit dies gelingt, kann jeder was tun. Dabei müssen wir Eltern die Verantwortung übernehmen. Sonst tun es unsere Kinder, wenn sie es nicht schon längst getan haben ...

3 wichtige Merkpunkte der Beziehungskompetenz:

  1. Kinder sind sehr kompetent und dürfen eine ganz eigene Meinung und Wünsche haben, was wir leider oftmals vergessen. Stattdessen fordern wir „Gehorsam“ ein und lassen Kinder nach unserer Pfeife tanzen. Falsch! Die Erziehung mit der Angst ist falsch und darf so nicht mehr funktionieren.
  2. Richten wir den Fokus weg vom Verhalten, Ungehorsam und Fehler der Kinder. Stehen wir stattdessen zu uns selber und zu den Kindern. Ein Mensch, der sich wertvoll und „richtig“ fühlen darf, mit echten Gefühlen und auch ohne dabei immer was Tolles zu leisten, ist eher und vorallem ohne Angst bereit, zu kooperieren und uns mit unseren Grenzen zu akzeptieren.
  3. Es geht um unsere Beziehungen. Je besser die zu den Kindern ist, desto weniger Massnahmen müssen wir brauchen. Dies gilt auch in der Schule. Richten wir den Fokus auf den Prozess zwischen uns, auf die Stimmung/die Beziehung. Es gibt nichts Besseres, als glücklich zu sein und das Leben zusammen zu geniessen.

Im Elternpower Lehrgang (4 Module) und in den einzelnen Kursen vertiefen wir die Werte Verantwortung, Gleichwürdigkeit, Integrität und Authentizität nach Jesper Juul. Dazu lernen wir die passenden Werkzeuge kennen, um zusammen in Beziehung zu sein und das eigene Leben zu geniessen. Mit allem, was wir haben oder nicht haben.

Ich freue mich echt darauf, von euch zu hören und mich mit euch auszutauschen.

Herzlich, Tonia